Orpheum, die etwas andere Stiftung
Orpheum, die etwas andere Stiftung zur Förderung junger Solisten, bietet nicht einfach einen weiteren Wettbewerb für junge Talente an, sondern ermöglicht seit über dreissig Jahren künstlerische Begegnungen auf höchstem Niveau, in dem sie herausragenden jungen Solistinnen und Solisten Auftrittsmöglichkeiten mit renommierten Orchestern und unter der Obhut bedeutender Dirigenten offeriert. Die Orpheum Konzerte stellen für diese Solistinnen und Solisten eine einzigartige künstlerische Erfahrung dar und geben ihrer Karriere oft einen entscheidenden Impuls. Dieser Kern der Orpheum Förderidee wurde in den letzten Jahren mit weiteren Konzertformaten und einer CD-Reihe weiterentwickelt und ergänzt.
Mit ihrem weltweit einzigartigen Fördermodell ergänzt die Orpheum Stiftung das Wirken anderer Institutionen, die Preise und Stipendien vergeben, und hilft angehenden Solisten, eine künstlerische Existenz aufzubauen.
Die Idee hinter dem Orpheum Konzept
Was tun, wenn die Konservatoriums-Karriere erfolgreich abgeschlossen ist, wenn in Meisterkursen mit den Grössten des Instruments zusätzliche Interpreten-Erfahrungen gesammelt worden sind, wenn gute Platzierungen an Wettbewerben die Konkurrenzfähigkeit belegt und einen Start im internationalen Konzertbetrieb ermöglicht haben? Jetzt müssen Engagements auf höchstem Niveau folgen, die einen nachhaltigen Effekt bewirken. Denn die beste Grundlage für aufstrebende Solistinnen und Solisten stellt ein erfolgreiches Konzert dar, welches nicht nur das Publikum, sondern auch die Medien, Veranstalter, Orchester und Dirigenten überzeugt.
An diesem Punkt setzt die Orpheum Förderidee an: Solistinnen und Solisten mit Chancen auf den internationalen Durchbruch wird eine Plattform angeboten, auf der sie mit erstklassigen Orchestern und Dirigenten demonstrieren können, was wirklich in ihnen steckt.
1990 wurde die Orpheum Stiftung von Hans Heinrich Coninx gegründet. Im Interview mit der Kulturzeitschrift «DU» erinnert er sich: «Ich realisierte, dass sich die Karrieren der aufstrebenden Künstler mit finanzieller Hilfe allein nicht vorantreiben lassen. Zwar kann damit eine weitere Ausbildung garantiert werden, doch fehlt die nötige Aufmerksamkeit. Damit sich Erfolg einstellt, muss man jungen Solisten die Möglichkeit bieten, mit hervorragenden Dirigenten und Orchestern zusammen zu arbeiten und sich bei Auftritten vor grossem Publikum zu beweisen, um so künstlerisch einzigartige Impulse zu erhalten und sich den Öffentlichkeitsaspekten einer grossen Karriere unter besonderen Bedingungen bewusst zu werden.»
Hans Heinrich Coninx äussert sich auch zur Idee des künstlerischen Kuratoriums: «Diese Idee hat sich mehr und mehr als Erkennungsmerkmal unseres Fördermodells herausgestellt. Die Mitglieder des Kuratoriums schlagen uns regelmässig junge Talente vor – es gibt also keinen Orpheum Wettbewerb. Denken Sie daran, dass gerade erfahrene Dirigenten die von ihnen empfohlenen jungen Talente sehr universell, und intuitiv erfassen und in ihre Beurteilung viele Aspekte einfliessen lassen, die an einem einzigen Vorspiel nicht erkennbar wären.»
Neben Empfehlungen erreichen die Orpheum Stiftung aber auch zahlreiche Bewerbungen. Die online Erfassung aller dafür notwendigen Unterlagen wird von jungen Talenten und deren Agenturen rege genutzt. Howard Griffiths, der künstlerische Leiter der Orpheum Stiftung, trifft aus den eingegangenen Empfehlungen und Bewerbungen die definitive Solistenwahl.
So vielfältig funktioniert die Orpheum Stiftung heute
Im Zentrum der Tätigkeit der Orpheum Stiftung stehen die Orchesterkonzerte in der Tonhalle Zürich, welche in Partnerschaft mit dessen Orchester durchgeführt werden. Darüber hinaus gastierten internationale Orchester wie das Tschaikowsky-Sinfonieorchester Moskau, die Bamberger oder Wiener Symphoniker, das Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino oder die Camerata Salzburg. Als Dirigenten wirkten unter anderem David Zinman, Christoph Eschenbach, Mariss Jansons, Armin und Philippe Jordan, Zubin Mehta, Sir Neville Marriner, Michael Sanderling oder Marcello Viotti.
In den letzten Jahren wurde die Orpheum Förderidee auch als Rezital lanciert. So wurde ein Erfahrungsaustausch – auch im Rahmen von Workshops – zwischen renommierten Pianisten-persönlichkeiten wie Fazil Say oder Maria João Pires und jungen Solistinnen oder Solisten ermöglicht.
Gemeinsam mit dem Concours Géza Anda wurde das Format «Young Soloists On Stage» im ehemaligen Kino und heutigen Restaurant Razzia etabliert. Das Format umfasst ein Familienkonzert und einen festlichen Konzertabend. So wird dem Solistennachwuchs die Rolle als Musikvermittler praxisnah angeboten und mit dem Dîner Concert entstand eine weitere Variante des Förderrezitals.
Ebenfalls neu entwickelt wurde die Orpheum CD-Reihe, die erste Studioerfahrungen und einen Auftritt im internationalen Tonträgermarkt offeriert. Die Produktionen entstanden in Zusammenarbeit mit Sony und dem Bayrischen Rundfunk (Münchener Kammerorchester) bzw. dem ORF (ORF Radio-Symphonieorchester Wien).
Die Organisation von Firmenkonzerten, Beratungs- und Netzwerkdienstleistungen für die ausgewählten Solistinnen und Solisten ergänzt diese Tätigkeiten. Die Orpheum Stiftung steht dafür im Austausch mit Firmen, anderen Förderinstitutionen, Konzertveranstaltern, Agenturen, Intendanten und Produzenten.
Pro Jahr werden vier bis acht junge Musikerinnen und Musiker in das Orpheum Förderprogramm aufgenommen.
Die Orpheum Stiftung kennt keinerlei Interessensbindungen, da sie privat finanziert ist. Die Unterstützung durch Partner ist von grosser Bedeutung dafür und die Zusammenarbeit mit anderen Förderstiftungen wurde bewusst intensiviert. Besondere Erwähnung verdient in diesem Zusammenhang die strategische Zusammenarbeit mit der Müller-Möhl Foundation, die es ermöglicht, deren gesellschaftliches Anliegen unter dem Motto «Talent kennt kein Geschlecht» mit den Orpheum Förderaspekten in gemeinsamen Anlässen zu verbinden.
In knapp 100 Orpheum Konzerten traten über 200 Solistinnen und Solisten auf. Die Datenbank auf der Homepage enthält alle Detailangaben.
«Milestones»
2024
Der Schweizer Pianist Oliver Schnyder übernimmt die künstlerische Leitung der Orpheum Stiftung. Als ehemaliger Orpheum Solist und international tätiger und vernetzter Pianist wird er die Orpheum Idee zukunftsweisend weiterentwickeln.
2023
Howard Griffiths dirigiert zum letzten Mal als künstlerischer Leiter das Orpheum Supporters Orchestra und übergibt sein Amt an seinen Nachfolger Oliver Schnyder. Im Frühjahr feiert Paavo Järvi Premiere am Orpheum Dirigentenpult.
2022
Erstmals Orgelsolisten an der neuen Orgel der Tonhalle Zürich. Weitere Zusammenarbeit mit der Müller Möhl Foundation zum Thema „Talent kennt kein Geschlecht“ im Rahmen eines Konzertes mit dem Tonhalle Orchester Zürich. Fortsetzung der Orpheum Förderidee mit Kammermusikrezital, erstmals mit Sir András Schiff am Klavier
2021
Das Kuratoriumsmitglied Christoph Eschenbach ist für ein weiteres Mal in der Tonhalle Zürich zu Gast, gemeinsam mit seinem Berliner Konzerthausorchester. Start des Projektes «NEXT GENERATION MOZART SOLOISTS»: Im Rahmen dieser Edition erscheinen sämtliche Mozart-Konzerte in Neuaufnahmen mit sorgfältig kuratierten jungen Solistinnen und Solisten.
2020
Erstmals wird eine Ko-Veranstaltung mit der Müller-Möhl Foundation als Orchesterkonzert realisiert: das Tonhalle-Orchester Zürich spielt unter der Leitung von Kriistina Poska.
Das Festkonzert zum 30-jährigen Orpheum Jubiläum vom 7. November musste pandemiebedingt in der Druckerei Baden (statt Tonhalle Maag) stattfinden. Es wurde als Stream zugänglich gemacht und von Radio SRF 2 Kultur übertragen. Oliver Schnyder, ehemaliger Orpheum Solist und Partner der zwei jungen Streichersolisten anlässlich dieses Förderrezitals, wurde als jüngstes Mitglied in die prominente Liste des künstlerischen Kuratoriums aufgenommen.
2019
David Zinman kehrt für ein weiteres Orpheum Konzert ans Pult des Tonhalle-Orchesters Zürich zurück.
2018
Erstmals wird eine Ko-Veranstaltung gemeinsam mit der Müller-Möhl Foundation durchgeführt. Damit werden Aspekte der Frauenförderung mit der traditionellen Orpheum Förderidee verbunden. Eine glaubwürdige Präsentation gelingt insbesondere durch die Tatsache, dass über die gesamte Fördertätigkeit betrachtet fast 50 % der jungen Orpheum Talente weiblich waren.
2017
Mit einem Familienkonzert und einem Dîner Concert wird die Kooperation mit dem Concours Géza Anda lanciert.
2016
In Zusammenarbeit mit Sony Classical erscheint die erste Orpheum CD mit Werken von Anton und Paul Wranitzky. Das Konzept sieht vor, pro Jahr eine Einspielung mit Raritäten zu realisieren, wobei pro Aufnahme zwei junge Solisten verpflichtet werden. Erstmals formiert sich das «Orpheum Supporters Orchestra» unter der Leitung von Howard Griffiths. Oliver Schnyder und Fazil Say adaptieren mit ihren Förderrezitals die Orpheum Idee in den Repertoirebereich der Kammermusik.
2015
25 Jahre Orpheum Stiftung zur Förderung junger Solisten. In vier Programmen konzertieren sieben Solistinnen und Solisten mit dem Tschaikowsky-Sinfonieorchester des Moskauer Rundfunks unter Vladimir Fedoseyev, den Wiener Symphonikern unter Philippe Jordan, dem Tonhalle-Orchester Zürich unter Sir Neville Marriner und der Baltic Sea Youth Philharmonic mit Kristjan Järvi am Pult. Der weltweit erfolgreiche Geiger Nicolaj Znaider vertritt als ehemaliger Orpheum Solist die in den 25 Jahren geförderten Musikerinnen und Musiker.
2013
Als Ergänzung zum bewährten Förderungsprogramm wird den Orpheum Solistinnen und Solisten dank der Partnerschaft mit der Bank Julius Bär ein Kommunikations- und Medientraining angeboten.
2008
Die Auftragskomposition «Unstuck» für Orchester, Klavier und 3 Schlagwerke von Andrew Norman wird mit dem Tonhalle Orchester in der Tonhalle Zürich uraufgeführt.
2008
Die Orpheum Stiftung bringt unter dem Titel «Juilliard@orpheum» Studierende der Juilliard School New York mit Studierenden der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) für gemeinsame Workshops und Konzerte zusammen und ermöglicht interdisziplinäre Erfahrungen.
2004
Die Auftragskomposition «Illusions» von Rodolphe Schacher wird mit dem Tonhalle Orchester in der Tonhalle Zürich uraufgeführt.
2003
Wandel und Akzentuierung in der Gestaltung der Konzerte und Förderprogramme hat mittlerweile Tradition bei Orpheum. Dieses Jahr schreibt die Stiftung eine «Orpheum Conductors’ Master Class» aus und unterstützt damit den dirigierenden Nachwuchs in Zusammenarbeit mit Colin Metters, David Zinman und dem Zürcher Kammerorchester.
2002
Die Auftragskomposition der Orpheum Stiftung «Rounds» von Edward Rushton wird mit dem Tonhalle Orchester in der Tonhalle Zürich uraufgeführt.
2002
Die 6. Internationalen Orpheum Musikfesttage zur Förderung junger Solisten finden neben Zürich auch in Basel statt. Mit dem 30-jährigen «Composer in Residence» Edward Rushton wird der komponierende Nachwuchs ins Orpheum Förderprogramm einbezogen. In den kommenden Jahren wird diese Förderung weiteren vier Nachwuchskomponisten zuteil.
2001
Howard Griffiths übernimmt die künstlerische Leitung der Orpheum Stiftung. Erstmals wird ein «Orpheum Public Award for Mozart» vergeben.
1997
Start der Kooperationsprogramme mit dem Tschaikowsky-Sinfonieorchester des Moskauer Rundfunks und den Salzburger Osterfestspielen. Auf Einladung von Claudio Abbado finden während einigen Jahren Kammermusikprogramme an den Osterfestspielen mit Orpheum Solisten statt.
1996
Die Konzertwoche wird neu unter dem Namen «Internationale Orpheum Musikfesttage zur Förderung junger Solisten» durchgeführt. Start der Zusammenarbeit mit Schweizer Radio DRS 2 (später Radio SRF 2 Kultur).
1995
«Orpheum Soloists in Concert» findet erstmals in der Tonhalle Zürich statt. Es ist gleichzeitig der Beginn einer dauerhaften Kooperation mit dem Tonhalle-Orchester Zürich.
1994
«Orpheum Soloists in Concert» zieht nach Zürich um und erhält im Opernhaus Gastrecht für den zweiten Förderzyklus der Stiftung. Das Orchester der Oper Zürich tritt unter der Leitung von Mariss Jansons und Georges Prêtre auf, das Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken mit Marcello Viotti am Pult und das Tschaikowsky-Sinfonieorchester des Moskauer Rundfunks unter Vladimir Fedoseyev. Die Einladung dieses Klangkörpers markiert gleichzeitig den Beginn einer langjährigen Freundschaft und Kooperation.
1991
Der renommierte Kurort Bad Ragaz wird Austragungsort der ersten Konzertwoche «Orpheum Soloists in Concert». Die Bamberger Symphoniker sind als Festivalorchester engagiert und treten unter Christoph Eschenbach, Mariss Jansons und Armin Jordan auf. Auf dem Programm stehen neben den Orchesterkonzerten auch Präsentationsver-anstaltungen, in welchen sich die jungen Musikerinnen und Musiker kammermusikalisch und im Gespräch mit Sir Peter Ustinov oder Rolf Liebermann dem Publikum präsentieren. Im Mittelpunkt der Konzertwoche stehen sechs junge Solistinnen und Solisten aus fünf Ländern, darunter zwei, die sich zu international erfolgreichen Künstlern entwickeln sollten: die beiden Cellisten Truls Mørk, Norwegen, und Xavier Phillips, Frankreich.
1990
Die Orpheum Stiftung zur Förderung junger Solisten wird in Zürich gegründet und als gemeinnützig anerkannt. Das Projektteam, ergänzt durch Experten aus den Bereichen Kultur, Wirtschaft und Tourismus, nimmt unter der Leitung von Hans Heinrich Coninx die Planung des ersten Förderzyklus auf. Als künstlerischer Leiter wird Mischa Damev verpflichtet.